13
Feb
2007

Für die Fee im Kopf

«Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ mugt ir vinden


schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.

Ich kam gegangen
zuo der ouwe,
dô was mîn friedel komen ê.
dâ wart ich enpfangen,


hêre frouwe,
daz ich bin sælic iemer mê.
kuster mich? wol tûsent stunt,
tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.


Dô hât er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
des wirt noch gelachet

inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.


Daz er bî mir læge,
wessez iemen
(nû enwelle got!), sô schamt ich mich.
wes er mit mir pflæge,

niemer niemen
bevinde daz wan er und ich
und ein kleinez vogellîn,
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sîn.»


Herzeliebez frouwelîn,
got gebe dir hiute und iemer guot!
kund ich baz gedenken dîn,
des hete ich willeclîchen muot.

waz mac ich nû sagen mê,
wan daz dir nieman holder ist? owê, dâ von ist mir vil wê.


Si verwizent mir, daz ich
zuo nider wende mînen sanc.
daz si niht versinnent sich,
waz minne sî, des haben undanc!


sie getraf diu liebe nie,
die nâch dem guote und nâch der schœne minnent; wê, wie minnent die?



Bî der schœne ist dicke haz,
ze der schœne niemen sî ze gâch.
liebe tuot dem herzen baz,
der liebe gêt diu schœne nâch.

liebe machet schœne wîp,
des mac diu schœne niht getuon, si machet niemer lieben lîp.


Ich vertrage, als ich vertruoc
und als ich iemer wil vertragen.
dû bist schœne und hâst genuoc,
waz mugen si mir dâ von sagen?

swaz si sagen, ich bin dir holt,
und nim dîn glesin vingerlîn für einer küneginne golt.


Hâst dû triuwe und stætekeit,
sô bin ich des ân angest gar,
daz mir iemer herzeleit
mit dînem willen widervar.

hâst aber dû der zweier niht,
so müezest dû min niemer werden. owê danne, ob daz geschiht!


«Nemt, frouwe, disen kranz»,
alsô sprach ich zeiner wol getânen maget.
«sô zieret ir den tanz,
mit den schœnen bluomen, als irs ûfe traget.

het ich vil edele gesteine,
daz müest ûf iuwer houbet,
ob ir mirs geloubet.
sêt mîne triuwe, daz ichz meine.»


«Ir sît sô wol getân,
daz ich iu mîn schapel gerne geben wil,
so ichz aller beste hân.
wîzer unde rôter bluomen weiz ich vil,

die stênt sô verre in jener heide.
dâ si schône entspringent
und die vogele singent,
dâ suln wir si brechen beide.»


Si nam daz ich ir bôt,
einem kinde vil gelîch, daz êre hât.
ir wangen wurden rôt,
sam diu rôse, dâ si bî liljen stât.

des erschampten sich ir liehten ougen:
dô neic si mir schône.
daz wart mir ze lône:
wirt mirs iht mêr, daz trage ich tougen.


Mich dûhte daz mir nie
lieber wurde, danne mir ze muote was.
die bluomen vielen ie
von dem boume bî uns nider an daz gras.

seht, dô muost ich von fröiden lachen.
do ich sô wünneclîche
was in troume rîche,
dô taget ez und muos ich wachen.


Mir ist von ir geschehen,
daz ich disen sumer allen meiden muoz
vast under diu ougen sehen:
lîhte wirt mir einiu, so ist mir sorgen buoz.

waz obe si gêt an disem tanze?
«frouwe, dur iur güete
rucket ûf die hüete.»
owê, gesæhe ichs under kranze!


Diu werlt was gelf, rôt unde blâ,
grüene in dem walde und anderswâ,
die kleine vogele sungen dâ,
nû schrîet aber diu nebelkrâ.


phligt si iht ander varwe? jâ,
sist worden bleich und übergrâ.
des rimphet sich vil manic brâ.


Ich saz ûf eime grüenen lê,
dâ ensprungen bluomen unde klê,
zwischen mir und eime sê.
der ougenweide ist dâ niht mê.

dâ wir schapel brâchen ê,
dâ lît nû rîfe und ouch der snê.
daz tuot den vogellînen wê.



Die tôren sprechent «snîâ snî»,
die armen liute «owê owî».
des bin ich swære alsam ein blî.
der wintersorge hân ich drî:

swaz der under andern sî,
der wurde ich alse schiere frî,
wær uns der sumer nâhe bî.


Ê danne ich lange lebt alsô,
den krebz wolte ich ê ezzen rô.
sumer, mache uns aber frô,
dû zierest anger unde lô.

mit den bluomen spilt ich dô,
mîn herze swebt in sunnen hô,
daz jaget der winter in ein strô.


Ich bin verlegen als ein sû,
mîn sleht hâr ist mir worden rû.
süezer sumer, wâ bist dû?
jâ sæhe ich gerner veltgebû,

ê daz ich lange in selher drû
beklemmet wære, als ich bin nû,
ich wurde ê münch ze Toberlû.



(Walter von der Vogelweide)
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